Annika Hille
32 Jahre, Budgetnehmerin zur Finanzierung einer Assistenz im häuslichen Bereich.
Annika Hille vermisst ein wenig die Kühe auf dem elterlichen Hof, aber ansonsten geht es ihr gut in ihrer Zweier-WG, sagt sie und erzählt: „Ich muss jetzt vieles selber machen oder mit meiner Mitbewohnerin zusammen: Spülmaschine ausräumen, einkaufen, Geld abholen, zusammen kochen.“ Dabei wird sie immer selbstständiger, berichten auch Annika Hilles Eltern. Ihr Vater ergänzt: „Früher hat sie viel mehr Hilfe benötigt – heute braucht sie mal einen Anschub, aber dann macht sie es alleine.“
Vor ihrem Auszug lebte Annika auf dem Bauernhof der Eltern. Während eines „Selbstständigkeitstrainings“ der Lebenshilfe lernte sie dann eine Frau kennen, die bereits in einer eigenen Wohnung lebte. „Da habe ich gedacht, so möchte ich auch wohnen“, erinnert sie sich. Das war 2010. Seit 2011 lebt sie nun in ihrer eigenen Wohnung. Ein Pflegedienst, zwei Betreuer und zwei Reinigungskräfte unterstützen sie dabei. Annika Hilles Eltern sind die gesetzlichen Betreuer. „Annika hat ihre Freunde hier, das Schwimmbad, den Flötenkurs – das ist einfach nur schön und wir kommen gerne vorbei“, freut sich ihr Vater. Dass Annika Hilles Lebenssituation längst noch keine Selbstverständlichkeit ist, ist dabei den Eltern klar. „Es gibt nicht viele Menschen mit einer geistigen Behinderung, die wie Annika leben können“, wissen sie und führen beispielsweise mangelnden Wohnraum und mangelnde Betreuer bzw. Pflegekräfte als Grund an.
Für sich sind die Hilles allerdings sicher, die perfekten Rahmenbedingungen für ihre familiäre Situation mithilfe des Persönlichen Budgets geschaffen zu haben. „Ich finde das Persönliche Budget toll. Seid mutig und macht das!“, betont Annika Hille und ihre Mutter ergänzt: „Die Selbstständigkeit und Freiheit, die dahinter für alle Beteiligten steckt, lohnt sich.“