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„Die Inklusion ist nie zu Ende.“
von Adrian Dworak / Forderung / KSL inspiriert
Im Rahmen meines studentischen Praktikums kann ich viele Eindrücke über die Signifikanz der KSL-Arbeit gewinnen. Ich bin von März bis August 2023 beim KSL.Düsseldorf tätig und fordere in diesem Blog dazu auf, die Inklusion als Querschnittsaufgabe zu sehen und die Arbeit der KSL zu verstetigen, denn die KSL sind für die Umsetzung der Inklusion essenziell.
Ich möchte nachfolgend meine persönlichen und politischen Ideale zum Ausdruck bringen, sowie Stärken der KSL herausarbeiten. Die Themen Inklusion, Empowerment sowie politische Partizipation und Beratung sollen dabei als immerwährend und wichtig beleuchtet werden.
Zu Beginn soll der Stand der Inklusion nachempfunden werden:
Leider ist es ein Fakt: Obwohl Menschen mit Behinderungen eine signifikante Zahl der Minderheiten in Deutschland ausmachen, ist die Inklusion ein scheinbar ewig währendes Thema, dass medial-politisch stark bespielt wird, aber augenscheinlich nur in kleinsten Schritten gelöst wird.
Gerade weil Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert hat, ist es erstaunlich, wieviel mediale und zivilgesellschaftliche Aufmerksamkeit auf die behindertenpolitischen Fragen gelenkt werden muss, um diese in der Gesellschaft zum Thema zu machen. Dabei spielt es eine riesige Rolle, wieviel Engagement Menschen als Betroffene oder als unterstützende Personen der Idee der Inklusion, die von der UN-BRK ausdrücklich gefordert wird, entgegenbringen, um Themen in die gesellschaftliche Diskursaufmerksamkeit zu rücken. Es scheint weiterhin notwendig zu sein, sowohl Informationen zu liefern, die Gesellschaft und Politik für die Anliegen von Menschen mit Beeinträchtigung zu sensibilisieren und zu fordern, was ihnen zusteht, und einem Narrativ, dass die Notwendigkeit für Veränderungen im Interesse und Sinne der Menschen mit Beeinträchtigungen verneint, entgegenzutreten.
Die KSL sind und bleiben eine entscheidende Kraft bei der Umsetzung der Inklusion in Deutschland.
Teilhabe durch Mitbestimmung
Allgemein lässt sich sagen: Menschen mit Behinderungen haben das Recht, in alle Aspekte des Lebens und der Gesellschaft eingebunden zu werden. Diese beinhalten die politische Teilhabe und Mitbestimmung. Leider sind immer noch viele Barrieren vorhanden, die es erschweren oder unmöglich machen, dass Menschen mit Behinderung ihre Stimme in politischen Entscheidungen und Diskussionen einbringen können. Teilhabe durch Partizipation zu ermöglichen und auch einzufordern ist dabei zentral, um diese Hindernisse abzubauen. Verschiedene Faktoren sind wichtig: Die Zugänglichkeit von Informationen auf verschiedenen Sinneswegen und die bauliche Barrierefreiheit auch in Ämtern, um unter anderem politisch teilhaben zu können.
Schließlich ist es für die volle partizipative Teilhabe von Menschen mit Behinderung wichtig, dass sie in politische Entscheidungsprozesse in angemessener Weise durch schlagkräftige und sachkundige Organisationen vertreten sind. Die direkte Teilnahme von Menschen mit Behinderung muss insgesamt gewährleistet sein. Auch hier setzen die KSL an. Denn eine begleitete Beiratsgründung oder eine Beratung hinsichtlich einer Satzungsänderung der Gemeindeordnung weg von einer Kann- hin zu einer Muss-Vorschrift hinsichtlich der Beiratsgründungen ist eine große Hilfe im bürokratischen Dschungel und prägt die politische Arbeit für und mit Menschen mit Behinderungen. Die verstärkte Repräsentation ist im Prozess zu begreifen, also auch eine Aufgabe, die in Zukunft wichtiger wird und bleibt.
Die KSL fördern somit die Teilhabe und verleihen Menschen mit Beeinträchtigung eine Stimme in der Gesellschaft.
Essenziell: Netzwerkarbeit
Auch die Koordination der politischen Arbeit ist wichtig, um Inklusion effizient voranzubringen. Die KSL unterhalten gute und konstruktive Kontakte zu den Kommunalverbänden wie LVR/LWL sowie Sozialverbänden wie dem VdK und den relevanten Akteur*innen in den Ministerien. Diese Kontakte sind essenziell für die Arbeit im Sinne der Interessen der Menschen mit Behinderung. Wichtig für eine koordinierte Fortschrittshaltung ist der Dialog untereinander und mit den Institutionen, wie dem LVR/LWL und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Dort gibt es rege Unterstützung und Befürwortung für das Engagement der KSL. Ich als junger Mensch finde, dass mehr Kampagnen in Kooperationen mit den Jugendvertretungen wie den Jugendräten und dem Jugendring und Sozial- und Seniorenvertretungen wie dem SoVD forciert werden könnten. Für mein Dafürhalten ist die Zusammenarbeit mit den oben genannten Institutionen sehr wichtig, denn Inklusion ist eine Querschnittsaufgabe.
Es bleibt festzustellen: Die KSL sind und bleiben wichtig und die Arbeit wird nicht weniger.
Im zweiten Teil des Blogs beleuchte ich Potenziale der KSL-Arbeit und gebe Impulse zu den Themen Empowerment und Allyship.
Eigene Bedarfe erklären
Ein wichtiger Aspekt einer umfassenden Beratung ist das Empowerment.
Beratung kann für das Empowerment von Menschen mit Behinderung von großer Bedeutung sein. Eine gute Beratung kann dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung ihre Fähigkeiten und Ressourcen besser erkennen und nutzen können, um ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig kann eine Beratung dazu beitragen, dass die Barrieren, die den Erfolg von Menschen mit Behinderungen behindern, identifiziert und angegangen werden. Gerade, wenn strukturelle Benachteiligung von Menschen mit Behinderung ein Thema ist, ist es umso wertvoller, wenn man als selbstbewusster Akteur eigene Bedarfe nachvollziehbar erklären kann. Jene finden leichter Gehör für die eigenen Anliegen. Das ist meine persönliche Erfahrung und es ist für mein Dafürhalten umso wichtiger, gerade, wenn die Politik einen Menschen mit Behinderung wie mich immer noch nicht ernst nimmt in seinen Anliegen und den Implikationen. Ich fühle mich zum Beispiel immer noch nicht ernst genommen, wenn ich mit dem ÖPNV unterwegs bin.
Das Konzept der Inklusion spielt insgesamt eine wichtige Rolle. Eine inklusive Gesellschaft bindet alle nach ihren Möglichkeiten in alle Prozesse mit ein. Dies fördert auch die Demokratie. Zum Beispiel stellt eine inklusive Beratung sicher, dass Menschen mit Behinderungen in den Beratungsprozess einbezogen werden und, dass ihre Bedürfnisse und Perspektiven berücksichtigt werden. Beratungen und allgemeine Umgangsformen können dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung gestärkt werden und das Gefühl haben, dass sie in der Gesellschaft und in der Beratung als gleichberechtigte Mitglieder behandelt werden. Also: Gut beratene und selbstbewusste Menschen sind besonders günstig für die Erreichung der Inklusionsziele. Denn wer für sich sprechen kann, ist authentisch (s.o.). Insgesamt kann die Gesellschaft von der Einbindung von Menschen mit Behinderung profitieren, da man mit, statt übereinander spricht.
Ausbaufähig: Allyship
Damit man auch miteinander spricht, helfen Verständnis und gute Partner. Dabei ist das sogenannte Allyship ein wichtiges Konzept, das in der Beratung von Menschen mit Behinderungen eine Rolle spielen kann.
Ein Ally ist eine Person, die sich aktiv für die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und für eine inklusive Gesellschaft insgesamt einsetzt. Ein Ally kann zum Beispiel auch den Beratungsprozess unterstützen, indem er oder sie den Fokus auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen lenkt und damit sicherstellt, dass ihre Stimme gehört wird.
Aus meiner Sicht besitzt Allyship viel Potenzial, auch im Zusammenhang mit einem nachhaltigen Empowerment. Allerdings ist es bei der Erforschung der Unterstützenden von Menschen mit Behinderung unterbeleuchtet.
Beratung auf Augenhöhe
Ein weiterer Baustein dabei ist die sogenannte Peerberatung. Dabei berät ein Mensch mit Behinderung einen anderen Menschen mit Behinderung. Dies ist besonders dann vorteilhaft, wenn ein anderer Mensch die Erfahrung des anderen durch ähnliche Herausforderungen nachempfinden kann und damit authentische Handlungsempfehlungen geben kann, da die Person diese Situation selbst aus einer sehr ähnlichen Perspektive durchlebt hat. Bei den KSL gibt es zum Beispiel die Lots*innen, vergleichbar mit Peers.
Die beratende Person stärkt dabei auch das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl, da die eigenen Lebenswerke als wirksam hinsichtlich des eigenen Lebensentwurfs und Handelns wahrgenommen werden können. Aber auch in der politischen Arbeit kann Ally eine wichtige Multiplikationsfunktion einnehmen.
Wünschenswert: Verstetigung der KSL
Die KSL finden Partner und fahren Kampagnen, durch die Menschen empowert werden. Dabei sind aus meiner Sicht gut informierte, optimistische, pragmatische Menschen die Essenz, um die Anliegen von Menschen mit Behinderung zu transportieren. Diese sind für mein Dafürhalten in den Reihen der KSL vorhanden.
Die KSL transportieren also die Ideen der Inklusion und setzen sich mannigfaltig für die Ideen einer inklusiven Gesellschaft ein. Dabei erfüllen die KSL die Rolle des Managers eines komplexen Querschnittsthemas Inklusion und Teilhabe.
Letztendlich aber ist die Inklusion nie zu Ende. Schön ist dieses Eingeständnis nicht, denn es braucht umso mehr aktive und gute Akteur*innen, die die Interessen der Menschen mit Behinderungen vertreten. Dies tun die KSL und werden es weiter tun. Ich fordere weitergehend: eine Fortführung der guten Arbeit. Wünschenswert wäre eine Verstetigung, damit die KSL dauerhaft ein unabdingbarer Partner in Fragen der Erfüllung von Inklusion werden.
Ich erhoffe mir weiterhin gute Kontakte, konstruktive Gespräche und die Arbeit, die es seit dem ersten Tag des Praktikums so gibt. Noch öfter könnten in meinen Augen stattfinden: Treffen der verschiedenen Akteur*innen, Austausch guter Ideen zur stetigen und nie endenden Verbesserung und Verstetigung der Zusammenarbeit mit anderen Akteur*innen. Die Stärke der KSL liegen in ihren Netzwerken und im Vermittlerverständnis sowie in ihrer wirksamen und vertrauensvollen konstruktiven Arbeit. Das können die KSL und das werden die KSL weiterhin tun.
Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben für den Regierungsbezirk Düsseldorf gGmbH
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Kontakt zum Verfasser
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Juni/Juli 2023